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Kontrapunkt gegen Respektlosigkeit
Das Wort zum Sonntag im Südkurier stammt dieses Wochenende von unserer Kirchenmusikerin Martina Bischofberger:

Immer wieder hört man es: „Man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen!" Ja, darf man. Unsere Gesellschaft scheint mit dem Aufkommen digitaler Medien dieses Grundrecht für sich neu entdeckt zu haben. Denn was nützt eine Meinung, wenn sie niemand mitbekommt? Auf Instagram, Tiktok und Facebook, in Blogs und in Kommen-tarspalten wird fleißig diskutiert, aber auch provoziert und diffamiert.
Es ist erschreckend, wie respektlos sich Menschen hier, wo sie anonym bleiben, über andere äußern. Und es ist feige unter falschem Namen oder unter mehreren Nicknames vom Leder zu ziehen über alle, die scheinbar nicht ins Raster passen - wegen ihrer Religion, ihres Aussehens, wegen einer körperlichen Einschränkung, wegen ihres Le-bensentwurfs oder weil sie queer sind.
Aber es ist eben einfach, sich respektlos zu äußern, wenn man dem Gegenüber nicht ins Auge sehen muss und man fühlt sich verstanden, wenn Gleichgesinnte ihre Zustimmung per Daumen-hoch schriftlich dokumentieren.
„Man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen!" Nein, darf man nicht, wenn damit die Würde anderer verletzt wird.
Es tut gut zu sehen, wie viele Menschen bei Antirassismusdemos ihre Haltung zum Ausdruck bringen, in Bewegungen wie „Black lives matter" es wagen, Hassworten die Stirn zu bieten. Schulen tun das Richtige, wenn sie dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" beitreten. Und es ist längst Zeit, dass auch Kirchen die Vielfalt anerkennen, so wie jüngst die Luthergemeinde mit der Ausstellung „This is me", die queeren Menschen eine Stimme gab.
Ich wünsche mir und uns, dass diejenigen, die Social Media Kanäle als Bühne für ihre Hasskommentare miss-brauchen, eines Tages nur noch ein kleines Publikum haben, weil wir stark genug sind, Respektlosigkeiten einen Kontrapunkt zu setzen - im Netz und anderswo.
Informationen:
bis