Gottes Liebe ist bunt: Rückblick auf die Ausstellung "This is me - queer und religiös?"
Vier Wochen lang war die Ausstellung „This is me – queer und religiös?“ aus dem Jüdischen Museum Rendsburg in unserer Lutherkirche zu sehen. Vier Wochen lang Zeit zum Staunen, Fragen, Austauschen, Nachdenken. Zeit für ehrliche Gespräche, für Begegnungen – und für die Erfahrung, wie wertvoll Vielfalt sein kann.
Eröffnet wurde die Ausstellung am 22. Juni mit einer feierlichen Vernissage: Musik, Grußworte, eine thematische Einführung und ein Ausblick auf eine besondere Zeit. Und tatsächlich: Fast 400 Menschen haben die Ausstellung im Laufe der Wochen auf die eine oder andere Weise zu Gesicht bekommen. Darunter viele Gruppen aus unserer Gemeinde – Frauen 35+, Konfirmandinnen, Seniorinnen, Schulklassen, Besucher*innen des Landesmusikfestivals, ein Rotary-Club und verschiedene Gottesdienstgemeinden.
Ein Höhepunkt am letzten Ausstellungswochenende war der Abend mit queeren Gästen, die offen von ihren Erfahrungen mit dem Glauben, von Ausgrenzung und Zugehörigkeit erzählt haben – ehrlich, mutig, berührend. Am 20 Juli dann der musikalische Abschlussgottesdienst mit dem ökumenischen Chorprojekt der Luther-Kantorei und dem Chor der röm.-kath. Gemeinde St. Peter und Paul: Mit biblischen Geschichten und Gestalten, die zeigen, dass queeres Leben immer schon da und wertvoll ist. Mit dem Eingeständnis: bis heute wird dieses Leben bisweilen verneint und als sündhaft qualifiziert. Und mit der klaren Botschaft: Gottes Schöpfung ist vielfältig. Und diese Vielfalt ist ein Geschenk – keine Bedrohung.
Was mich persönlich am meisten bewegt hat, waren die vielen Gespräche am Rand: Menschen, die, angeregt durch die Ausstellung, eigene Geschichten erzählten – von Schmerz, von Hoffnung, von Entfaltung. Menschen, die zeigten, wie viel Potenzial freigesetzt wird, wenn wir einfach wir selbst sein dürfen. Diese Begegnungen verdeutlichen: es ist möglich, dass wir uns offen begegnen – ehrlich, respektvoll, von Gesicht zu Gesicht.
Denn die Realität ist: Queere Menschen sind da. In unseren Kirchen. In unseren Familien. In unseren Gemeinden. Schon immer. Und Gottes Liebe kennt keine Ausnahme.
Wer Gesicht, wer Flagge zeigt – als Mensch oder als Gemeinde – macht sich angreifbar. Aber ich bin überzeugt: Es lohnt sich. Denn eine Kirche, die sagt: Du bist willkommen – nicht trotzdem, sondern gerade so, wie du bist – ist eine Kirche, die glaubwürdig im Sinne des Evangeliums ist.
Ich hoffe, diese Ausstellung war ein Anfang. Ein Schritt auf dem Weg zu einer Gemeinde, die bereits Willkommenskultur lebt – und sie in Richtung sicherer Räume für queere Menschen erweitert. Eine Gemeinde, die Christus im Zentrum hat, das Gesicht der Liebe Gottes für alle!
Kevin Hosmann